Offener Brief an die Regierungen von Europa

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Wir, die freiwilligen Helfer, die seit Monaten direkt vor Ort Tausenden von Flüchtlingen helfen, fordern hiermit alle Regierungen der europäischen Staaten auf, unverzüglich und resolut zu handeln und für eine Entlastung der Lage zu sorgen. Zehntausende  Menschen sind auf dem Weg durch Südosteuropa und die Kapazitätsgrenze der von freiwilligen Helferinnen und Helfern betriebenen Versorgungs- und Hilfsstationen ist überschritten. Angesichts der immer größer werdenden Probleme an den Grenzen und aufgrund des herannahenden Winters befürchten wir, dass die Lage zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden und möglicherweise zu Todesfällen unter den Flüchtlingen führen wird.

Jeder Mensch hat das Recht, Asyl zu suchen. Wenn Europa den Asylsuchenden schon keine legalen und ungefährlichen Wege anbieten kann, ist es verpflichtet , sich wenigstens um sie zu kümmern, wenn sie ihre gefährliche Reise nach Europa überstanden haben. Kein einziger Flüchtling darf direkt vor unseren Augen im Gedränge der Menschenmassen an den europäischen Grenzen sein Leben verlieren.

Freiwillige Helferinnen und Helfer haben bisher viele verschiedene Aufgaben bewältigt und somit an mehreren Orten die Arbeit staatlicher Einrichtungen übernommen. Wir verteilen Wasser und Lebensmittel, kümmern uns um Crowd Management, bieten wichtige Informationen über Registrierung und Staatsgrenzen, leiten Gefährdete an das UNHCR und zur medizinischen Versorgung weiter, kümmern uns um Kinder, sorgen für Vorräte an Kleidung und Decken, beseitigen Abfall, bemühen uns darum,  nötige finanzielle Mittel aufzutreiben und den verletzbarsten Menschen ein Obdach zu bieten.

Wir arbeiten seit Monaten auf Lesbos, in Athen, Gevgelija, Budapest, Röszke, Belgrad, Idomeni, Hegyeshalom, Nickelsdorf, Wien, Salzburg, Heiligenkreuz, Zakany, Botovo, Calais, Preševo, Berkasovo, Bregana, Harmica, Trnovec, Mursko Središće, Bapska, Opatovac und an weiteren Orten in Europa. Wir haben zwar bewiesen, dass Freiwillige viel leisten, aber auch wir werden die vielen tausend Menschen nicht warm halten können, sobald die kalte Jahreszeit beginnt.

Der Winter nähert sich und uns allen bleiben nur wenige Tage übrig, um uns darauf vorzubereiten.

Wir fordern alle europäischen Länder auf, sofort denjenigen Ländern Hilfe zu leisten, die von der Flüchtlingskrise betroffen sind, statt diejenigen Staaten zu unterstützen, die Zäune bauen.

Wir fordern zur Errichtung von sicheren Aufnahme- und Durchgangszentren auf, deren Ausstattung für das raue Winterwetter dieser Regionen geeignet ist.

Weiterhin fordern wir dazu auf, dass humanitäre Hilfe und ausreichende medizinische Versorgung für die Menschen zur Verfügung gestellt werden, die sie brauchen, und dass alle diese Maßnahmen auf gesamteuropäischer Ebene koordiniert werden.

Wir fordern auch dazu auf, dass die EU Maßnahmen ergreift, die einen sicheren Weg nach Europa ermöglichen.

Dies ist eine Botschaft an alle europäischen Politiker: Wenn Sie jetzt nicht handeln, dann werden bald Menschen an unseren Grenzen erfrieren.

Wir haben bis jetzt unser Bestes getan und werden weitermachen, wir werden Hilfe leisten, so lange es nötig ist. Aber Ihr seid nun dran, Europas Regierungen. Bitte reagiert  in einer Art und Weise, die der Welt zeigt, dass Menschlichkeit immer noch im Zentrum des europäischen Wertesystems steht.
Stimmen Sie den Forderungen unseres Briefs zu? Alle unten erwähnten Organisationen waren und sind dankbar für jegliche Spende oder materielle Hilfe, aber nun braucht es mehr Engagement denn je.
Kontaktieren Sie – per Telefon, per Email oder mit einem persönlichen Besuch  – Ihre Regierungsvertreter – Ihren Ministerpräsidenten, Ihre Minister, Ihre Abgeordneten oder direkt Ihren Präsidenten – und fragen Sie nach: Was genau haben Sie vor, damit die Menschen an der Grenzen Europas nicht leiden und sterben?
Wenn sie darauf nicht antworten oder wenn ihre Antwort für Sie nicht befriedigend ist, kontaktieren Sie sie noch einmal. So lange es nötig ist.

 

Petko Tschirpanliew

Alle sagten, Das geht nicht. Dann kam einer, der wuste das nicht und hat´s gemacht.

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