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Region Schwandorf
Montag, 17. September 2018 23° 2

Ehrenamt

Menschen in Not zur Seite stehen

In der Kleiderkammer der Templer in Schwandorf gibt es viel zu tun. Petko Tschirpanliew hofft, dass er Verstärkung bekommt.
Von Cornelia Lorenz

Die Arbeit geht nie aus: Petko Tschirpanliew verbringt viel Zeit in der Kleiderkammer und sortiert die eingehenden Spenden.
Die Arbeit geht nie aus: Petko Tschirpanliew verbringt viel Zeit in der Kleiderkammer und sortiert die eingehenden Spenden.Foto: Lorenz

Schwandorf.Auf der Wackersdorfer Straße rauschen die Autos vorbei, auch auf dem Parkplatz vor der Netto-Filiale geht es geschäftig zu. Ganz ruhig ist es dagegen ein paar Schritte weiter, an der Rückseite des Gebäudes. Dort öffnet Petko Tschirpanliew die Tür zur Kleiderkammer der Templer. Jeden Montagnachmittag ist er hier, um gespendete Fahrräder, Geschirr oder Kleidung an bedürftige Menschen aus Stadt und Landkreis, aber auch an Flüchtlinge zu verteilen. Weil es mit dem einen Nachmittag pro Woche nicht getan ist, sondern rund um das Projekt Kleiderkammer sehr viel Arbeit anfällt, hofft Tschirpanliew auf Unterstützung: Er sucht Freiwillige, die Freude am Helfen haben und sich für sozial schwache Menschen einsetzen wollen.

Keine Berührungsängste

Berührungsängste muss niemand haben: Tschirpanliew ist „Mitglied beim Ritterorden des Tempels zu Jerusalem“ und legt Wert darauf, Vorurteile gegen diese Organisation gar nicht erst aufkommen zu lassen. Denn so mancher denkt beim Begriff Tempelritter dank einiger Hollywood-Streifen vielleicht an Kreuzzüge, die Suche nach dem Heiligen Gral oder verschrobene ältere Herren, die sich in langen Gewändern an geheimen Orten treffen. Damit haben die Templer aber nichts zu tun.

„Wir helfen Menschen in aller Welt, dort wo der jeweilige Staat nichts unternimmt und natürlich bei uns zuhause“ – so lautet das Motto des Ordens, der im Jahr 1118 gegründet wurde und nach einer wechselvollen Geschichte mittlerweile eine international anerkannte Nichtregierungsorganisation (NGO) ist. So spannend die Historie der Tempelritter klingt, für die ehrenamtliche Arbeit in der Kleiderkammer in der Wackersdorfer Straße ist sie irrelevant.

Auf 150 Quadratmetern findet man hier in Kisten, Regalen und auf Kleiderständern vieles von dem, was Menschen brauchen, die als Flüchtlinge in Schwandorf ankommen – Kochtöpfe, Geschirr, Schuhe, Kleidung, Handtücher, Spielsachen und viele andere Dinge, die Menschen aus der Region gespendet haben. All diese Dinge müssen gesichtet, sortiert und ordentlich an ihren Platz geräumt werden, damit sich die Bedürftigen zurechtfinden können.

Ein Lkw bringt im Oktober wieder Hilfsgüter aller Art nach Schipka in Bulgarien.
Ein Lkw bringt im Oktober wieder Hilfsgüter aller Art nach Schipka in Bulgarien. Foto: Archiv

Die Menschen kommen immer montags von 14.30 bis 17 Uhr, schauen sich um und dürfen kostenlos mitnehmen, was sie benötigen. Deshalb ist Tschirpanliew bei der Suche nach Helfern vor allem eines wichtig: „Wir brauchen Menschen, die es ernst meinen und sich engagieren wollen, hier für Ordnung sorgen und offen sind für den Kontakt zu den Flüchtlingen“, sagt er. Wer Lust hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist jederzeit willkommen, egal ob er viel oder wenig Zeit einbringen kann. Um mitzuarbeiten, müsse auch niemand Mitglied bei den Templern werden, versichert Tschirpanliew schmunzelnd. Er hofft, die viele Arbeit auf ein paar mehr Schultern verteilen zu können als bisher, denn im Moment ist es vor allem er selbst, der sich um die Kleiderkammer kümmert.

Menschen in Not zu unterstützen ist für Tschirpanliew eine Selbstverständlichkeit. Der gebürtige Bulgare lebt seit 53 Jahren in Deutschland. Als Elfjähriger kam er mit seiner Familie her – als Flüchtling. „Ich weiß, wie es ist, wenn man nicht gern gesehen ist“, sagt er. Deshalb will er Menschen helfen, die in ihrer Heimat gejagt und verfolgt wurden.

Auch für Einheimische

Damit den in Schwandorf und in anderen Gemeinden des Landkreises ankommenden Flüchtlingen der Start leichter fällt, öffnet die Kleiderkammer der Templer für sie ihre Türen – genauso wie für Einheimische, die vom Staat finanzielle Unterstützung brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Jede Woche kommen im Schnitt zehn bis 15 Besucher in die Kleiderkammer, die Hilfe brauchen.

Deshalb freut sich Tschirpanliew nicht nur über freiwillige Helfer, sondern auch über Menschen, die Sachspenden vorbeibringen. Derzeit werden vor allem Herrenbekleidung, Schuhe, Sportschuhe, Geschirr, Spielzeug und Fahrräder gebraucht. Wer spenden oder sich als ehrenamtlicher Helfer engagieren will, kann sich bei Tschirpanliew unter der Telefonnummer (01 71) 7 74 43 31 melden. Der Eingang befindet sich auf der Rückseite des Netto-Gebäudes.

Der Templer bereitet bereits das nächste große Hilfsprojekt vor: Ein Teil der in der Kleiderkammer eingelagerten Sachspenden ist für den Transport nach Bulgarien vorgesehen (siehe Infokasten). Dahinter steckt viel Organisation und Planung – für die er mehr Zeit hätte, wenn er Hilfe in der Kleiderkammer bekäme.

Hilfslieferung nach Bulgarien

  • Geschichte:

    2005 startete zum ersten Mal ein von der Regensburger Komturei der Tempelritter organisierter Hilfstransport in die bulgarische Hauptstadt Sofia. Daraufhin folgte jährlich ein weiterer Transport. Seit 2010 wird auch der Ort Schipka angesteuert, in dem Petko Tschirpanliew lebte, bevor er nach Deutschland flüchtete.

  • Hilfe:

    Neben vielen Dingen des täglichen Lebens haben Tschirpanliew die Komturei Regensburg zum Beispiel den Kindergarten in Schipka mit Spielzeug, einem Trampolin und Matratzen beliefert. Im Ärztenaus von Schipka bekam die Hebamme einen Entbindungsstuhl.

  • Nächstes Projekt:

    Im Oktober soll wieder ein 40-Tonner voller Hilfsgüter in Richtung Schipka rollen und dort die Not der Menschen lindern. Dieses Projekt organisiert Tschirpanliew aktuell.

  • Spenden:

    Wer die Arbeit der Templer finanziell unterstützen will, kann dies mit einer Spende tun (OSMTH Komturei Regensburg, Raiffeisenbank Schwandorf-Nittenau eG, IBAN: DE2575061168000
    1022555, BIC: GENODEF1SWN, Verwendungszweck: SPENDE)

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