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Sie sind die „Original-Tempelritter“

Die Templer sind streng genommen ein Orden, doch die Mitglieder engagieren sich ebenso ehrenamtlich, um zu helfen.
Von Julia Schnorrer

  • Petko Tschirpanliew

Landkreis. Ab und zu macht er die Leute schon stutzig, wenn Petko Tschirpanliew erzählt, dass er ein Tempelritter ist. Bei diesem Stichwort denken wohl die meisten an Kreuzzüge, wertvolle Schätze oder bekannte Hollywoodproduktionen, nicht an Leute aus dem Landkreis. Aber doch: „Wir sind die Original-Tempelritter“, bestätigt der Leiter der Regensburger Komturei des Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani (OSMTH).

Die Ordensgeschichte beginnt im Jahr 1118, als acht französische Ritter ein Gelübde der Keuschheit, Armut und des Gehorsams ablegten. Bis 1307 wuchs der Orden, doch dann war Schluss: Papst Clemens V. warft den Templern Verfehlung vor, ließ sie in ganz Europa verfolgen, verhaften und verurteilen – oft zum Tode.

„Das war Unrecht“, sagt Petko Tschirpanliew entschieden. Der französische König hatte Schulden, also machte er Druck auf den Papst: „Ich beseitige meine Gläubiger, also bin ich schuldenfrei“, erklärt Tschirpanliew die Situation. „Aber wir haben überlebt!“ Im 18. Jahrhundert begann die moderne Restaurierung des Ordens als nicht militärische Hilfsorganisation. Ihre Generaltugenden setzen sie als Erkenntniskraft, Tapferkeit, Bescheidenheit und Gerechtigkeit fest; Napoleon I. schließlich rehabilitierte die Templer. 1818 wurden sie auch in Deutschland wieder aktiv, inzwischen agiert OSMTH international.

„Wir sind eine NGO mit UNO-Mandat“, gehören also nicht mehr der Kirche an, erklärt Tempelritter Tschirpanliew. In Bayern gibt es drei Komturen: Landshut, Augsburg und Regensburg, wobei letztere auf Tschirpanliews Initiative hin gegründet wurde. Nach den unabhängigen Komturen folgt auf Landesebene das Priorat und das Großpriorat auf Bundesebene.

Sieben Templer sind momentan in allen Ordenspositionen in der Region aktiv. „Der Interessent kommt, schaut sich die Sache an und lernt die Leute kennen“, so Tschirpanliew. Alles komplett unverbindlich. Wer sich aktiv beteiligen will, tritt bei und wird Postulant. Sein Engagement zeichnet ihn aus und führt zum Ritterschlag. „Bei mir selbst hat es fünf Jahre gedauert, weil ich es so wollte. Ich habe mich noch nicht so weit gesehen.“ Frauen werden bei den Templern zur Dame.

Tschirpanliew stieß 2005 auf OSMTH. Anfang der 60er-Jahre war der damals Elfjährige aus Shipka, Bulgarien, nach Deutschland gekommen. Dem Bürgermeister hatte er versprochen, er werde der Stadt helfen. 2005 war der erste Konvoi bereit. „Es hat zwar ein paar Jahre gedauert, aber versprochen ist versprochen!“ Fehlte nur noch eine Hilfsorganisation. Bei seinen Recherchen stieß Tschirpanliew auf die Templer, ausschlaggebend war Folgendes: „Alles, was sie an Spenden bekommen, fließt zu 100 Prozent in die Aktion.“ Verwaltungskosten und Verpflegung zahlen die Mitglieder selbst, was Tschirpanliew vom Beitritt überzeugte. Der letzte 40-Tonnen-Konvoi mit einer kompletten Zahnarztpraxis, Pflegebetten fürs Krankenhaus, Kleidung und Spielsachen für den Kindergarten kam im Oktober an. „Ich kontrolliere, wohin die Spenden gehen und ob das später noch da ist!“

Doch auch die Gemeinschaft hat ihn begeistert: „Wir sind Ordensbrüder“, mehr als Vereinskollegen also, die einander helfen, wenn jemand etwas braucht. OSMTH steht also immer noch in der Tradition der alten Templer: „Man entwickelt eine positive Form von Zivilcourage“, veranschaulicht Tschirpanliew. Das beginne schon im Alltag, wenn man Kinder anspreche, die ein anderes Kind hänseln. Zwei weitere Projekte, abgesehen von einem weiteren Shipka-Hilfskonvoi, planen die Ritter für 2012: Zusammen mit den Waldsassener Zisterzienserschwestern wollen sie eine Art Tafel gründen, die neben Lebensmitteln auch Möbel und Kleidung ausgibt. In Rumänien richten sie einen Friseursalon ein, in dem eine Meisterin vier Mädchen aus dem OSMTH-Waisenhaus nebenan ihr Handwerk beibringen wird. Hilfe zur Selbsthilfe also.

Ohne Hilfe der Bevölkerung wäre die Arbeit des Ordens natürlich nicht möglich. Wer spenden will – egal ob finanziell oder materiell – oder sich für OSMTH interessiert, darf Petko Tschirpanliew gerne kontaktieren!

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